Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um ein eigenes Sicherheitsunternehmen zu gründen?
Es genügt leider nicht, Erfahrungen in Verteidigungstechniken zu besitzen. Zur Gründung und Leitung eines solch speziellen Unternehmens gehören wesentlich mehr persönliche und unternehmerische Eigenschaften und Fähigkeiten.
In diesem Ratgeber erfahren Sie die wichtigsten persönlichen Eigenschaften, die Ihnen bei der Gründung eines Sicherheitsunternehmens helfen.
Wachsende Nachfrage nach Sicherheitsdiensten
Wohnungseinbrüche, Ladendiebstähle oder Delikte im Bereich der Beschaffungskriminalität steigen stetig an, dazu kommt mit der Bewachung von Flüchtlingsunterkünften eine weitere Aufgabe für Sicherheitsdienste. Durch die Verstärkung der Vorsorgemaßnahmen vom Staat, aber auch von privaten Bürgern und Institutionen, haben Sicherheitsunternehmen, die zu den sogenannten „erlaubnispflichtigen Gewerbebetrieben“ gehören Hochkonjunktur. Hier erfährst du, welche gesetzlichen Voraussetzungen zur Gründung eines Sicherheitsunternehmens existieren.
Ihre Dienstleistungen, die in der Regel Personen-, Objekt- oder Veranstaltungsschutz umfassen, sind stark nachgefragt. Es entstehen immer mehr Kleingewerbe in diesem Bereich und der Gründer einer solchen Security-Firma sollte einiges an Vorschriften beachten. Die wichtigsten gesetzlichen Voraussetzungen erfahren Sie hier.
Ein Sicherheitsunternehmen gründen, heißt Verantwortung tragen
Wo es um den Schutz von Eigentum und den Erhalt der körperlichen Unversehrtheit geht, braucht es vor allem großes Verantwortungsbewusstsein. Wer ein solches Unternehmen gründet, der muss wissen, dass ihm neben materiellen Werten nicht selten auch Menschenleben anvertraut sind. Dies gilt vor allem dann, wenn ein Sicherheitsunternehmen auch Personenschutz als Dienstleistung anbietet.
Jemanden vor physischem oder psychischem Schaden zu bewahren, bedeutet oft auch, seine eigene Gesundheit zu riskieren. Man selbst beziehungsweise das angestellte Personal trägt hier große Verantwortung.
Zu den Dienstleistungen einer Security Firma gehört es eben nicht alleine, bei nächtlichen Kontrollgängen Alarmanlagen oder Türeingänge zu kontrollieren oder an Wochenenden durch leere Büro-, Praxis- oder Museumsräume zu patrouillieren. Wer ein Sicherheitsunternehmen gründet und Aufträge übernimmt, der muss, auch psychisch, in der Lage sein, die Verantwortung für zu schützende Dinge oder Personen zu übernehmen. Mal eben eine Sicherheitsfirma aus dem Boden zu stampfen und schnell viel Geld zu verdienen, ist nicht möglich und schon gar nicht empfehlenswert. Nur Personen, die mit einer solchen Verantwortung umgehen können, sollten einen solchen Schritt in die Selbstständigkeit wagen.
Sicherheitsunternehmen gründen – wichtige persönliche Eigenschaften
Neben einem ausgeprägten Verantwortungsgefühl braucht man weitere Charaktereigenschaften, ohne die eine solche Arbeit nicht möglich wäre. Zu diesen Eigenschaften gehören unter anderem:
- Einfühlungsvermögen
- Nervenstärke
- Kommunikationsstärke und Teamfähigkeit
- Fähigkeit zur Gefahreneinschätzung
- Kompetenzen in rechtlichen Fragen
Nur mit diesen Eigenschaften entwickelt man als Gründer eines Sicherheitsunternehmens ein Gespür für die Bedürfnisse seiner Klienten, bleibt auch in brenzligen Situationen ruhig und besonnen und kann trotz vorhandener Gefahrensituationen klare Anweisungen gegenüber Klienten und Sicherheitsmitarbeitern geben. Zudem bekommt man ein hilfreiches Gespür dafür, wie eine mögliche Gefahr einzuschätzen ist.
Im Grunde ist es für die Gründung eines Sicherheitsunternehmens schlicht existenziell wichtig, eine gefestigte Persönlichkeit zu sein. Nur wer charakterlich gereift und willensstark ist, kann mit den Belastungen, die mit der Führung eines solchen Unternehmens verbunden sind, in positiver Weise umgehen. Ein Spiegelbild charakterlicher Reife ist beispielsweise das Führungszeugnis, welches man für die Gründung einer Sicherheitsfirma vorlegen muss.
Einfühlungsvermögen
Gerade wenn es um Dienstleistungen für Privatpersonen geht, ist Einfühlungsvermögen von Bedeutung. Der Grund für die Inanspruchnahme einer Sicherheitsfirma ist meistens die Angst um wertvolles Eigentum oder um die körperliche Unversehrtheit.
Vor allem beim Wunsch nach Personenschutz ist es notwendig, sich als Sicherheitspersonal in die zu schützende Person und ihre Furcht hineinversetzen zu können. Siehe auch Bodyguard. Aber auch im Umgang mit anderen Unternehmen, die potenzielle Auftraggeber sein könnten ist es gut, ein Gespür für ihre Bedürfnisse zu entwickeln. Dies verbessert die Atmosphäre und sorgt für optimierte Geschäftsabschlüsse.
Nervenstärke
Jemand, der beispielsweise als Personenschützer arbeitet, sollte in schwierigen, vielleicht undurchsichtigen Situationen unbedingt die Nerven behalten können und nicht bei jeder scheinbaren Gefahr gleich überreagieren. Ein kühler Kopf kann in solchen Augenblicken sogar Leben retten.
Nur wer seine Nerven im Griff hat, kann immer klar denken, eine Situation objektiv analysieren und angemessen reagieren. Bei jeder Kleinigkeit sofort in Panik zu verfallen und Hektik zu verbreiten, trägt nicht zur Klärung einer eventuellen Gefahrenlage bei und ist daher kontraproduktiv.
Kommunikationsstärke und Teamfähigkeit
Als Gründer einer Sicherheitsfirma hat man immer Kontakt zu anderen Menschen. Man kommt mit Klienten in Kontakt, muss mit Geschäftspartnern sprechen oder angestelltem Sicherheitspersonal Anweisungen geben. Daher ist eine ausgeprägte Kommunikationsstärke sehr wertvoll.
Wer eloquent ist, kann auch mit hochgestellten Personen adäquat verhandeln und ist in der Lage, seinen Mitarbeitern klare Anweisungen zu geben. Gerade im Security-Bereich wären unklare Anweisungen sehr gefährlich, könnten zu Missverständnissen führen und Fehlverhalten provozieren.
Dies könnte vor allem bei einem gemeinsam arbeitenden Team verheerende Folgen haben. Alleingänge sind bei größer angelegten Einsätzen, bei denen es auf das Zusammenspiel verschiedener Personen ankommt sehr gefährlich. Es braucht eine funktionierende Kommunikation und ein blindes Vertrauen in sämtliche Teammitglieder. Aus diesem Grund ist Teamfähigkeit eine sehr wichtige Voraussetzung für die Mitarbeiter in einem Sicherheitsunternehmen.
Fähigkeit zur Einschätzung von Situationen
Viele Einsätze von Security Anbietern scheitern an einer falschen Einschätzung der vorliegenden Situation. Bevor man tätig wird, ist es notwendig, sich eine Situation genau anzuschauen, sie zu analysieren und so festzustellen, welches Verhalten angemessen wäre. Viel zu oft wird beispielsweise in den Vereinigten Staaten von der Schusswaffe Gebrauch gemacht, obwohl noch gar nicht genau geklärt ist, was überhaupt geschehen ist. Die korrekte Einschätzung einer Situation ist nicht einfach und ähnelt meist dem Ritt auf einer Rasierklinge.
Wer ein solches Unternehmen gründen möchte, sollte diese Fähigkeit bei sich selbst und auch bei seinem Sicherheitspersonal intensiv schulen. Kurse zur strategischen Planung können hier sehr hilfreich sein. Sie schärfen die Sinne für das, was in den unterschiedlichsten Situationen notwendig ist und was nicht. Wichtig ist es auch über ein solides Notfallmanagement zu verfügen. Nur so lassen sich Fehlentscheidungen und folgenschweres Fehlverhalten am effektivsten vermeiden.
Rechtsfragen kompetent beantworten
Für jemanden, der eine Sicherheitsfirma gründen will, ist es überaus wichtig, sich mit dem geltenden Recht auszukennen. Wer Personen oder Objekte schützt, wird nicht selten mit Situationen konfrontiert, in denen nicht klar ist, was Sicherheitspersonal tun darf und welche Verhaltensweisen unbedingt vermieden werden müssen, um nicht selbst mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten.
Beim Schutz von Objekten spielen z. B. die gesetzlichen Regelungen zum Thema Hausrecht eine wichtige Rolle. Darf man als Sicherheitspersonal jemandem einen Platzverweis erteilen oder benötigt man dafür die Polizei?
Wie weit darf ein Personenschützer gehen, dessen Klient von jemandem angegriffen wird? Welches Maß an Körpereinsatz ist legitim, welches fällt nicht mehr in den Bereich der Notwehr beziehungsweise Gefahrenabwehr? Sich mit solchen Fragen auszukennen, kann einen vor eigenen Konflikten mit dem Gesetz bewahren. Mehr dazu im folgenden Artikel: Gewaltanwendung: Rechte und Grenzen des Sicherheitsdienstes.
Physische Eigenschaften stärken
Natürlich ist nicht nur charakterliche Stärke wichtig, wenn man ein Sicherheitsunternehmen gründen möchte, sondern auch die physischen Fähigkeiten. Immerhin können Situationen entstehen, in denen man Dinge oder Personen nur noch durch Reaktionsschnelligkeit, Verteidigungsstrategien und dem Einsatz körperlicher Stärke vor Schaden bewahren kann.
Aus diesem Grund ist physische Fitness eine Grundvoraussetzung für diese Tätigkeit. Wer eine Sicherheitsfirma als Einsteiger oder Quereinsteiger gründen möchte, der sollte die Möglichkeit nutzen, an verschiedenen Lehrgängen oder Kursen im Bereich der Selbstverteidigung teilzunehmen. Ideal wäre eine Affinität zu unterschiedlichen Kampfsport-Techniken wie Judo, Boxen, Karate, Ringen oder Taekwondo.
Grundsätzlich sollte man aber zumindest über körperliche Fitness verfügen. Sie ist Grundvoraussetzung, um z. B. die Zulassung zur IHK-Prüfung im Rahmen einer Security-Ausbildung als Fachkraft für Schutz und Sicherheit (IHK) zu erhalten. Gerade in der ersten Zeit des Sicherheitsunternehmens ist man vermutlich ein Ein-Personen-Betrieb und dadurch gezwungen, viele Aufgaben selbst zu übernehmen. Schon aus diesem Grund sollte man auch als Unternehmensgründer körperlich fit sein.
Leitungskompetenz – kaufmännische Ausbildung ist vorteilhaft
Auch ein Sicherheitsunternehmen ist in erster Linie ein Geschäft, welches nach gesetzlichen Regeln organisiert und abgerechnet werden muss. Es nützt daher nicht viel, wenn man ohne die grundlegenden Kenntnisse in Buchführung, Finanzierung, Organisation, Marketing und Abrechnung ein solches Unternehmen gründen möchte. Zumindest sollten Basiskenntnisse aus dem kaufmännischen Bereich vorhanden sein.
Wenn man sich diese nicht selbst aneignen will, ist es ratsam, sich zu solchen Themen gut beraten zu lassen, beispielsweise durch einen Steuerberater oder jemanden, der seine Ausbildung im kaufmännischen Bereich absolviert hat. Diesen Teilbereich abzudecken, ist extrem wichtig, denn ein nicht ordnungsgemäß geführtes Sicherheitsunternehmen kann schnell in einen schlechten Ruf und auch finanzielle Schwierigkeiten geraten.
Literatur zur Gründung eines Unternehmens finden Sie hier:
Fazit
Wer mit dem Gedanken spielt, eine Sicherheitsfirma gründen zu wollen, der sollte sich bereits im Vorfeld fragen, ob er den Anforderungen einer solchen Tätigkeit wirklich gewachsen ist. Objekte oder gar Personen zu schützen, setzt ein sehr hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein voraus, denn die Klienten vertrauen einem ihren Besitz oder gar ihr Leben an. Vielleicht wäre es sinnvoll, vor der Gründung für eine Zeit in einem solchen Unternehmen als Angestellter zu arbeiten und die Bandbreite der Tätigkeiten kennenzulernen. Auch ein Praktikum in solch einer Security-Firma zu absolvieren, kann sinnvoll sein. So bekommt man zumindest einen besseren Überblick über das, was einen erwartet.
Weitere Ratgeber rund um die Gründung einer Sicherheitsfirma
- Sicherheitsfirma gründen: Die 5 wichtigsten gesetzlichen Voraussetzungen
- Sicherheitsfirma gründen: die 10 wichtigsten Versicherungen für Sicherheitsunternehmer
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